Playback by Chandler

Playback by Chandler

Autor:Chandler
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-08-15T00:00:00+00:00


16

Wäre ich vernünftig gewesen, hätte ich meine Sachen gepackt, wäre nach Hause gefahren und hätte alles, was sie anging, vergessen. Bis sie sich darüber klargeworden war, welche Rolle in welchem Akt welchen Stückes sie nun eigentlich spielte, würde es für mich wahrscheinlich zu spät sein, die Dinge noch irgendwie wenden zu können. Ich hätte höchstens festgenommen werden können, weil ich mich zu auffällig im Postamt herumtrieb.

Ich wartete und rauchte eine Zigarette. Eigentlich mußte jeden Augenblick Goble in seiner kleinen Dreckkiste auftauchen und in einer Parklücke verschwinden. Er konnte uns nirgendwo anders aufgelauert haben, und da er bereits wußte, wo wir losgefahren waren, konnte er uns nur gefolgt sein, um herauszufinden, wo wir hinfuhren.

Aber er kam nicht. Ich rauchte meine Zigarette zu Ende, warf sie über Bord und stieß zurück. Als ich, aus der Hoteleinfahrt kommend, in die Straße zur Stadt einbog, sah ich seinen Wagen links auf der anderen Straßenseite am Bordstein stehen. Ich fuhr weiter, bog am Boulevard nach rechts ab und ließ mir Zeit, damit ihm bei dem Versuch, mir zu folgen, keine Dichtung kaputtging. Etwa eine Meile weiter war ein Restaurant mit dem Namen The Epicure. Es hatte ein flaches Dach, eine rote Backsteinmauer, um es vor der Straße abzuschirmen, und es hatte eine Bar. Der Eingang war an der Seite. Ich stellte den Wagen ab und ging hinein. Viel Betrieb war noch nicht. Der Barmann unterhielt sich mit dem Oberkellner, und der Oberkellner hatte noch nicht einmal seine Dinnerjacke an. Er stand an einem jener hohen Pulte, auf denen das Buch für die Tischreservierungen zu liegen pflegt. Das Buch war aufgeschlagen und wies eine Reihe Namen von Leuten auf, die erst später am Abend erscheinen würden. Aber es war jetzt noch früh. Ich konnte einen Tisch haben.

Der Speisesaal war düster von Kerzen beleuchtet und durch eine niedrige Wand in zwei Hälften geteilt. Dreißig Gäste hätten ihn mehr als reichlich gefüllt. Der Oberkellner bugsierte mich in eine Ecke und zündete mir eine Kerze an. Ich sagte, ich würde einen doppelten Gibson nehmen. Ein Kellner kam und fing an, das Gedeck auf der anderen Seite des Tisches abzuräumen. Ich sagte ihm, er könne es stehenlassen, wahrscheinlich käme noch ein Freund von mir. Ich studierte die Speisekarte, die fast so lang war wie der Speisesaal. Um sie zu lesen, hätte ich eine Taschenlampe brauchen können, aber ich war nicht neugierig. Es war ungefähr der finsterste Laden, in dem ich je gewesen war. Man hätte seine eigene Mutter nicht erkannt, wenn sie am Nebentisch gesessen hätte.

Der Gibson kam. Ich konnte die Umrisse des Glases ausmachen, und es schien auch etwas drin zu sein. Ich probierte, und es schmeckte gar nicht so übel. In dem Moment glitt Goble auf den Stuhl mir gegenüber. Soweit ich ihn überhaupt sehen konnte, sah er nicht viel anders aus als vor zwei Tagen. Ich fuhr fort, die Speisekarte zu beäugen. Sie hätten sie in Braille-Schrift drucken sollen.

Goble griff über den Tisch nach meinem Glas Eiswasser und trank. »Wie kommen Sie zurecht mit dem Mädchen?« fragte er beiläufig.



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